Um auf die Sammelabschiebung am Düsseldorfer Flughafen aufmerksam zu machen wurde die trügerische Ruhe des Leipziger Flughafens empfindlich gestört. Am Morgen des 07.02.2012 fanden sich ca. 15 Menschen am Leipziger Flughafen zusammen um gegen die parallel laufende Sammelabschiebung in Düsseldorf zu protestieren.
Wir stellten uns mit Pappschildern, auf denen in verschiedenen Sprachen Willkommen stand, vor das Ankunftsgate. Mit vielen bunten Ballons wollten wir die ankommenden Passagiere auf eine andere Art begrüßen als sie es wohl gehofft hatten. Gerade der Flug von Düsseldorf nach Leipzig schien eine gute Möglichkeit ein Entkommen des Protests seitens der Passagiere aus Düsseldorf zu verhindern und ihnen zu zeigen das auch in Leipzig Menschen gegen die rassistische Abschiebepolitik Deutschlands und der EU protestieren. Als die Passagiere dann aus dem Gang kamen und wir mit unseren bunten Luftballons und Willkommens Schildern vor ihnen standen, drehten wir unsere Schilder um und zerstachen die Ballons. Mit lautem Knall kam nun unsere eigentliche Nachricht zum vorschein, Willkommen – Nicht für jede_n – Abschiebungen sind Alltag. Gleichzeitig wurden 2 große Banner mit der Aufschrift ” Keine Grenzen und Nationen – Eine Welt in der wir wohnen” und der Aufschrift “Alle bleiben!” ausgerollt.
Es wurden dabei auch noch kräftig Flyer verteilt die, die Passagiere über die Sammelabschiebung in den Kosovo am selbigen Tag und auf die Folgen für die Menschen, besonders die im Kosovo diskriminierten und verfolgten Roma:
Bei den meisten Betroffenen handelt es sich um Roma, Ashkali und andere Minderheiten. Bis zu 150 Menschen sollen durch Sammelabschiebunben ihrem sozialen Umfeld entrissen werden. Sie werden unvermittelt in elendste Verhältnisse geschleudert. Als Roma im Kosovo zu leben, bedeutet absolute Verarmung, Ausschluss von medizinischer Versorgung, Unterbringung in (häufig bleiverseuchten) Flüchtlingslagern und Schutzlosigkeit gegenüber der anhaltenden rassistischen Gewalt.
Im Kosovo ist es kalt, die Temperaturen sind z.T. weit unter Null, die Menschen haben keine Bleibe, in die sie kehren können. Sie werden aus Schulen, ihren Arbeitsplatz, aus Wohnungen, von ihren Freund_innen weggerissen. Die Hälfte aller abgeschobenen Kinder hat das sogenannte Herkunftsland nie kennengelernt. Sie sind hier geboren worden und sprechen oft kein Wort der dortigen Sprache, sie werden in eine ungewisse Zukunft und ins Elend geschickt – von den staatlichen Behörden!
Diese Roma sind die Nachfahren der Opfer des nationalsozialistischen Rassen- und Vernichtungswahns. Dennoch verweigert Deutschland ihnen ein Bleiberecht.
Der Krieg gegen Jugoslawien, den Deutschland maßgeblich vorangetrieben hat, führte erst zu der massenhaften Flucht von ethnischen Minderheiten aus dem Kosovo. Deutschland hat eine besondere Verantwortung gegenüber den Roma! Diese Abschiebungen sollen nach der Unterzeichnung des Rücknahmeabkommens zwischen der deutschen und der kosovarischen Regierung am 14.04.2010 noch zunehmen. Es ist geplant, dass bis zu 14.000 Menschen, auch alte, kranke und Kinder, zwangsweise das Land verlassen müssen.
Auch wurde über die EU- Abschiebepolitik und die Rolle derer im kapitalistischen Konkurrenzbetrieb informiert:
Dabei ist die bundesdeutsche Abschiebepolitik nur ein Teil einer europäischen Abschiebepolitik. Dieser Flug wird von FRONTEX organisiert.
Zunehmend werden Sammelabschiebung von dieser brutalen „Grenzschutzagentur“ durchgefüht. Um wirtschaftliche, geostrategische und hegemoniale Interessen durchzusetzen wird Europa zur Festung ausgebaut. Organisationen wie Frontex kontrollieren im
Auftrag der Mitgliedsstaaten militärisch hoch aufgerüstet die Außengrenzen. Tote werden dabei billigend in Kauf genommen, denn so wie Abschiebungen gehört dies zur Abschottungspolitik der Wirtschaftsmacht Europa.
Sowie über den Flughafen Düsseldorf und die Rolle von Charterflügen:
Der Flughafen Düsseldorf ist nach Frankfurt/Main der zweitgrößte Abschiebeflughafen. Um Abschiebungen, „effektiver“ und „ungestörter“ ablaufen zu lassen werden häufig die so genannten Sammelabschiebungen durchgeführt. Ein gechartertes Flugzeug inklusive Flugbegleitung und Pilot_innen soll abseits des Touristengeschäfts die konsequente Umsetzung von Abschiebungen gewährleisten. Frontex organisiert zunehmend diese Flüge.
Die Aktionen wurden weitesgehend positiv aber auch erschreckt aufgenommen, die Passagiere hatten wohl mit Allem aber nicht damit gerechnet. Und es kam sogar zu einer kurzen anregenden Diskussion zwischen einer Aktivistin und Piloten, die dann auch Flyer mitnahmen und Unterstützung signalisierten.
Leider forderte die Security und die Ordnungsmacht uns nach unserer zweiten Aktion auf doch bitte die Ruhe des Flughafens nicht weiter zu stören. Und wir wurden angehalten den Flughafen doch zu verlassen.
Wir kommen wieder – ganz bestimmt!
Gegen den kapitalistischen und rassistischen Normalzustand!
No Border! No Nation! Stop Deportation!