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Suizid im Erstaufnahmelager Eisenhüttenstadt – Demo und Gedenken am 03.06.

Am Dienstag (28.05.2013) hat sich ein junger Mann aus dem Tschad, der seit zwei Monaten in der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber in Eisenhüttenstadt leben musste, das Leben genommen.
Andere Geflüchtete aus dem Lager berichten, dass sich der 21 jährige kaum aus seinem Zimmer bewegt hat, insbesondere da ihm die notwendige medizinische Betreuung vorenthalten wurde.
Am Montag, den 03.06. soll eine Demo in Eisenhüttenstadt stattfinden, zu der wir nun um so dringlicher Aufrufen! Den fürchterlichen (Lebens-)Bedingungen im Lager muss ein Ende gesetzt werden!

Hier der Aufruf der protestierenden Geflüchteten:
Refugee Protest Demo in Eisenhüttenstadt
Against Lager, Residenzpflicht & Deportation
Monday, 03.06.2013, 4pm at the “Erstaufnahmelager” Eisenhüttenstadt

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Redebeitrag von Arash auf der Demo am 25.09.

Im folgenden dokumentieren wir den Redebeitrag von Arash, der seit dem 18. März gegen die menschenverachtende deutsche Asylpolitik demonstriert. Zuerst in Würzburg, dann in Düsseldorf, seit dem 8. September auf dem Protestmarsch nach Berlin!


Ihr könnt uns nicht verleugnen, ihr könnt uns nicht eliminieren, denn wir sind da!

Heute sind 6 Monate seit dem Beginn der Proteste der Flüchtlinge vergangen.

Am 26. März 2012 fand die erste Solidaritätsdemo in Würzburg statt und somit der Beginn unseres Protestes, der aus Solidarität mit einem Menschen erwachte, dessen Selbstmord zensiert wurde. Von jenen, die wenn sie das Wort Flüchtling in den Mund nehmen aber dieselbigen unter Quarantäne stellen.

Und nun am 25. September stehen wir in Leipzig nach 6 Monaten Kampf und Widerstand auf den Straßen Deutschlands für eine Mindestforderung: Erkennt uns an!

Anstatt uns in den Flüchtlingslagern unter Quarantäne zu stellen, anstatt um uns herum Zäune zu ziehen und uns in eine dunkle und düstere Zukunft abzuschieben: Erkennt uns an!

Unsere Stimmen wurden erhört von unseren Mitmenschen, die immer noch an unserer Seite sind und trotz sprachlicher Barrieren seit 6 Monaten Schulter an Schulter mit uns auf den Straßen stehen. Aber die zuständigen Behörden und die politisch Verantwortlichen sind entweder taub oder stellen sich taub.

Deshalb befinden wir uns heute auf dem Weg nach Berlin, um alle unsere Schreie ihnen entgegenzubringen und ihnen zu sagen: Zuflucht gewähren ist ein Recht und keine Gnadentat.

Bürgerinnen und Bürger Deutschlands, ihr, die alle 4 Jahre die Macht derer durch eure Wahlstimme bestimmt und ein Teil eurer Arbeit und Bemühungen investiert: Wir sind nicht hier, weil es hier schöner oder besser oder erhabener ist.

Wir sind hier, weil wir gegen die Diktaturen, die in unseren Ländern herrschen, Widerstand geleistet haben. Und wir wurden zerschlagen und gefoltert mit den Instrumenten, die ihn Deutschland hergestellt werden.

Angefangen bei den Fahrzeugen von VW und Mercedes Benz, die an die repressiven Polizeikräfte verkauft werden bis zu Geräten zur Abhörungen und Erkennung von Personen, hergestellt von Siemens und IBM.

Wir sind hier, weil der Boden der Länder aus denen wir kommen durch Panzer, hergestellt in Deutschland, im Rahmen der NATO Einsätze Gewalt erfährt und mit jedem Tag mehr zerstört wird, anstatt von Traktoren für Landwirtschaft und Aufbau bearbeitet zu werden.

Es hat euch nicht berührt als wir für unsere Forderungen in den Hungerstreik traten.

Um unsere Entschlossenheit zu zeigen, nähten wir unsere Lippen zu. Aber dann habt ihr uns boykottiert. Um unsere Stärke zu zeigen mobilisierten wir Flüchtlinge auf die Straßen vieler Städte.

Den Städten, in denen Hungerstreik herrschte, seid ihr mit Härte begegnet. Mit Polizeikontrollen und Schikanen habt ihr alles versucht, unser Protest zu brechen. Da haben wir beschlossen, dass wir die Rechnung mit Euch in Berlin machen werden.

Heute in Leipzig verkünden wir, das wir bisher trotz aller harten Gegenmaßnahmen und dem Unwillen des Systems zu einem positiven Schritt- unser Wort gehalten haben und unser Wille stets unantastbar bleibt.

Unser Wille gegen die Residenzpflicht, die wir bewusst brechen.

Der Wille gegen Flüchtlingslager, die wir bewusst boykottieren.

Der Wille gegen Abschiebungen, gegen die wir uns wehren.

Und zuletzt in Missachtung des Copyrights beenden wir diesen Text mit dem Satz, der in Berlin der Beginn unseres Manifestes sein wird:

Ein Gespenst geht um in Europa. Das Gespenst des Menschen des 21. Jahrhunderts.

Refugee Protestmarsch zieht mit hunderten Unterstützenden durch Leipzig!

“Unsere Anwesenheit ist ein Zeichen der Ungehorsamkeit gegenüber Staaten”

 Der Refugee Protest March erreichte nach über 300 gelaufenen Kilometern am Montag den 24. September Leipzig. Bei einem ersten Besuch im Flüchtlingslager Grünau teilten die Protestierenden den dortigen Bewohner*innen ihre zentralen Anliegen mit – Abschaffung der Residenzpflicht, Abschiebestopp, Abschaffung der Lager – und ermutigten sie, sich ihnen anzuschließen. Am Dienstag gaben die Protestierenden bei strahlendem Sonnenschein eine Pressekonferenz am Karl-Heine-Platz um danach mit zahlreicher Unterstützung auf einer Demonstration durch Leipzig zu ziehen.

 “Die Residenzpflicht ist für uns nicht akzeptabel und wir werden mit jedem Schritt dieses Gesetz durchbrechen.”

 So führten die Streikenden ihren Marsch durch Leipzig auf einer lautstarken und entschloßenen Demonstration fort. Die 50 Protestierenden, denen sich nun auch Flüchtlinge aus Halle und Leipzig anschlossen, erneuerten Ihre Forderungen lautstark zusammen mit mindestens 400 UnterstützerInnen. Auf etwa zehn Kilometern skandierten Streikende und Unterstützende den Leipziger*innen ihre Forderungen nach Bewegungsfreiheit und Bleiberecht entgegen, verteilten Tausende Flugblätter und machten unter anderem vor dem Neuen Rathaus Stop um Redebeiträge zu verlesen. Der symbolische Platz vor dem Neuen Rathaus wurde energisch eingenommen und Statuen erklommen um Transparente gut sichtbar zu Platzieren.

 “Der Mensch kommt auf die Welt, lernt zu gehen und geht der Freiheit entgegen”

 Die Notwendigkeit die Schritte in Richtung der Freiheit zu erlernen galt es vor dem Neuen Rathaus mit besonderem Nachdruck zu betonen. So wurde an diesem Ort nur einige Monate zuvor beschloßen Flüchtlinge, zwar in kleineren, aber weiterhin in Lagern unterzubringen. Und Bürger*innen konnten diesen Ort nutzen um ihre rassistischen Vorstellungen vorzutragen und um gemeinsam den Wertverfall ihrer Eigenheime zu bejammern, den der Zuzug von Flüchtlingen in ihre Nachbarschaft angeblich mit sich bringen würde… Dem institutionellen Rassismus der Stadt und dem der Bürger*innen erteilten die Demonstrationsteilnehmer*innen eine klare Absage.

“Wir haben sechs Monate auf der Straße gewohnt, um klar zu machen, dass wir dagegen sind in Lagern wohnen zu müssen.”

 Die Demo führte weiter durch die heile Konsumwelt der Leipziger Innenstadt, deren feierliche Stimmung aufgrund der Eröffnung eines weiteren riesigen Einkaufszentrums an diesem Tag, mit durch die Gassen hallenden Rufen, nach Bewegungsfreiheit und gegen Nationalismus und Kapitalismus, bedacht wurde. Auf der zweiten Hälfte der Demonstration zogen die Streikenden in den Osten der Stadt. Dort kam auf einer weiteren Kundgebung ein streikender Leipziger Flüchtling zu Wort, der die Marschteilnehmenden begrüßte und seine Unterstützung betonte. In einem weiteren Redebeitrag trug die Leipziger Gruppe “The Future is Unwritten” die Verbindung zwischen Kapitalismus, Migrationskontrollen und institutionellem Rassismus vor.

 “Flüchtlinge bleiben – Nazis vertreiben”

 Nur einmal tauchten am Rande der Demonstration zwei Nazigestalten auf, die mit lautstarker Antipathie bedacht und schnell von ihren Freund*innen in Uniform in Schutz genommen wurden. Der Aufruf der NPD nach “kreativem Widerstand” gegen den Protestmarsch verhallte in Leipzig und wurde von einer sehr breiten Unterstützung übertönt. Auch die Erfahrung aus Erfurt wird den Nazis gezeigt haben, dass mit den entschloßenen Streikenden nicht zu Spaßen ist – dort standen Nazis etwa 30 Sekunden mit Transparenten neben einer Pressekonferenz der Streikenden bevor sie ihrer Propaganda Materialien entledigt und entschloßen vertrieben wurden. Die nächsten Tage wird der Protestmarsch durchs provinzielle Nordsachsen und das auch nicht viel bessere Sachsen-Anhalt ziehen. Eine breite Unterstützung des Protestmarschs wird auch dort benötigt – Es bleibt wichtig den Marsch zu begleiten – Alle Flüchtlinge, Antirassist*innen und Antifaschist*innen sind aufgerufen dies zu tun!

 “Wir rufen einander zu um das zu tun, wozu wir alle fähig sind: zum Kampf um die Freiheit.”

 Die letzten Kilometer der Demonstration führten über die Eisenbahnstraße, in der viele Menschen mit Migrationserfahrung erreicht wurden, von denen sich Einige solidarisierten und mit den Streikenden in Richtung des Flüchtlingslagers in der Torgauer Straße 290 zogen. Das Sozialamt hatte zusammen mit Polizei und Ordnungsamt “aus Sicherheitsgründen” ein Verbot ausgesprochen, das Gelände des Lagers zu betreten. Dem widersetzten sich spontan hunderte von Demonstrant*innen, liessen den Torwärter nach “Einhaltung der Spielregeln” stammelnd stehen und besetzten kurzer Hand die Grünfläche vor den zwei hässlichen Lagergebäuden. Dort wurden die anwesenden Flüchtlinge angesprochen und von den Streikenden über ihren Marsch informiert, schließlich verabschiedeten sich die Teilnehmenden des Potestmarsch von denjenigen Unterstützer*innen die in Leipzig bleiben würden bei einer Abschlußkundgebung, warmen Essen und Musik.

 Wir bedanken uns bei den Teilnehmenden des Protestmarschs, dass sie ihren Kampf nach Leipzig brachten und erklären und weiterhin uneingeschränkt solidarisch mit dem Refugee Protest March to Berlin und seinen Forderungen!

keep updated: www.refugeetentaction.net

 

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